GEWERBE UND HANDWERK VON DAMALS

DIE GERBEREI

 Am Anfang des 19. Jahrhunderts richteten Léon et Gratien BOULOUYS in Lunas eine Gerberei ein, wie es sie im Hérault zu dieser Zeit auch in Montpellier, Ganges, Aniane, Bédarieux und Pézenas gab.

   Dieses Unternehmen nahm die drei letzten derzeitigen Häuser der Vorstadt " Barry " ein, bei der Nize-Brücke. Das Erdgeschoss wurde ausschließlich als Gewerberaum genutzt, das erste und zweite Obergeschoss waren Wohnräume, während im dritten Geschoss die behandelten Häute getrocknet wurden.

   Zunächst wurden die gesalzenen Häute in Steinbecken mit Kalk gelegt und dann in Becken mit " klarem Quellenwasser " getaucht.

   Danach wurden sie säuberlich geschabt um das Fett, die Wolle und die darunter liegenden Gewebereste zu entfernen.

   Das eigentliche Gerben konnte beginnen. Die Gerbsäure wurde aus der Rinde der zahlreichen Kastanienbäume der Umgebung gewonnen. Diese Rinde wurde in der Rosque-Mühle auf dem Weg nach Joncels gelagert, wo sie zerstoßen und zu Pulver verarbeitet wurde, welches ein qualitativ gutes Gerben ermöglichte, durch das die Häute solide, biegsam und sehr haltbar wurden.

   Man darf nicht vergessen, dass die Gerbereien des Hérault und besonders die von Lunas nicht für die höhere Gesellschaftsklasse arbeiteten. Mit öligen Flüssigkeiten wurden die Häute weicher gemacht und je nach Wetter im Freien oder im Inneren getrocknet.

   Das erhaltene Leder hatte nicht den feinen und angenehmen Aspekt des Leders, welches aus den großen Fabriken Nordfrankreichs kam, aber " unser " Leder war fest und solide und eignete sich für die Herstellung von Schuhen für die Bauern aus Rouergue, Gévaudan, Aveyron, Vivarais und Grands Causses.

   Die Statistiken des Departments Hérault von1824 geben uns wertvolle Auskünfte über den Umfang und die Tätigkeit des Unternehmens der Gebrüder BOULOUYS. Wir können folgendes lesen :

Gerberei von Lunas

Angestellte 2
Kubikzentner der verwendeten Beize 292
Gegerbte Lederstücke  183 Rinder / 1.100 Kälber / 1.115 Schafe / 188 Kühe
Menge des gegerbten Leders in Kubikzentner 160
Gesamtwert der Gerbprodukte 13.800 Franken

   Wir dürfen nicht vergessen, dass zu diesen Produkten noch die Abfälle des Schabens dazukamen, denn zu jener Zeit wurde nichts weggeworfen, denn das Leben war hart und die Börsen recht leer. Einige Einwohner von Lunas erinnern sich noch, wie auf den weißen Steinen des Ufers des Gravezon die Arbeiter der Gerberei die Abfälle des Schabens mischten, sie in runde Formen drückten und so Soden erhielten, die man aufgrund ihrer Form " Käse " nannte. Diese hatten die Eigenschaft, sehr langsam zu verbrennen und wurden so in den Feuerplätzen der Häuser als Brennstoff benutzt.

   Aber alles hat ein Ende :

   Die Gerberei von Lunas schloss 1910 endgültig ihre Türen.  

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